Draussen in der Stadt  ( 18 teilige TV Serie )   April - Juni 78 available on Video

[ I've got the Boogie  2:40 ] older browsers click here

HK: Angeblich war das ja einmal ein Theaterstück von Günter Brödel, das im
Theater im Zentrum gespielt wurde, wo es die Erben auch gesehen haben.
Man hat daraus ein Filmdrehbuch gemacht und dann gings los.
MT: Der GP hat bei "Draussen in der Stadt" ja eine mittlere Rolle gespielt.
Und der Rossacher hat eine Band gebraucht und der GP hat gesagt; Ich
habe eine. Aber weil die anderen gerade im Theater an der Wien
("Kolumbus") gespielt haben, habe ich gesagt: Na gut, ich spiele Schlag-
zeug und der Fritz bekommt den anderen Job (Keyboards). Wir sind ja
immerhin acht gewesen. Und das ist ganz parallel gelaufen und alle
haben ihre Jobs gehabt.
HK: Bei mir war das so, daß mich der Peiritsch mitten in der Nacht
( 24.April 78 ) angerufen hat, mich ins Old Inn bestellt hat und zu
mir gesagt hat: Du fährst ab Morgen statt mir als Produktionsassistent
für den Rechberg ( Produktionsfirma des Films ), ich muß mich um den
"Kolumbus" kümmern. - Das war dann wieder so ein Wahnsinns-Job.
Täglich 12 bis 15 Stunden mit dem VW Bus herumrasen, nach Drehschluß
noch mit dem ganzen Team Saufen gehen und schließlich irgendwann nach
Mitternacht alle Besoffenen nach Hause bringen. ( Den Regieassistenten
natürlich ins Cafe Laudon zum Schachspielen ). Und am nächsten Tag um
7 Uhr früh, nachdem ich wieder alle eingesammelt und zum Drehort ge-
bracht hatte, gings munter weiter. Oder auch nicht, weil einmal mußten
die Dreharbeiten zu Mittag abgebrochen werden, weil der Regisseur
total betrunken umkippte und mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus
eingeliefert wurde.
MT: Und dann hast du auf einmal in einer Band gespielt und bist abge-
lichtet worden.
HK: Ja, ich war der Bassist und der GP der Gitarrist bei den sogenannten
"Phönix II". Wir hatten insgesammt acht Drehtage und erhielten dafür
pro Mann 5000.- Schilling Gage. Der Fritz hat die dazu benötigte
Musiknummer "I've got the Boogie" komponiert und ich habe das Playback
aufgenommen. Damals war ich zwischen meinen Jobs als Produktions-
assistent, Darsteller, Aufnahmetechniker und Musiker nächtelang mit zwei
Revox Tonbandmaschinen unterwegs, um noch schnell irgendwo einen
fehlenden Take auf das Playback drauf zu synchronisieren. Außerdem wurde
noch instrumentale Filmmusik komponiert. Und zwar ein Stück von
Koller/Tersch und ein weiteres von GP und mir.
   Aber das allerärgste waren die Drehtage in der Zeltgasse. Um fünf
Uhr aufstehen, um sechs Uhr Treffpunkt Probelokal Abelegasse, Fichten-
bauers Equipment einladen. Und dann in die Zeltgasse diese netten
Transportkästen in den 6.Stock tragen.

MT: Die waren ja ein Wahsinn!
HK: Und dann warst du eh schon total fertig. Nur dann hat der Rossacher
gesagt: Wir drehen jetzt! Und dann ist es erst richtig losgegangen.
Vierzehn Stunden auf der Bühne stehen, in dem niederen Raum in der
Zeltgasse, da hast du die Scheinwerfer genau auf dem Kopf und schwitzt
wie ein Schwein. Und abends um acht das ganze wieder abbauen, hinunter-
tragen und in die Abelegasse bringen.
   Bei solchen 'Massenszenen' wie zum Beispiel in der Zeltgasse,
der Stadthalle oder bei der Gartenparty war natürlich der ganze
Erben-Clan als Statisten eingesetzt. In der Jury des Banwettbewerbes,
den die Phönix II zu verlieren hatten, war auch einmal der Erben
Schlagzeuger Günther Schram und Pipa Jane Armstrong die damalige
Leadsängerin der Schmetterlinge.
   Ich erinnere mich auch an den Mario, den Requisiteur, von dem
so Sachen verlangt wurden, wie ein Schlauchboot aufzutreiben, aus dem
man die Luft nicht auslassen konnte, oder um Mitternacht Lampions zu
besorgen,etc. Er hatte auch die Angewohnheit alle Regieanweisungen
nachzuplappern. Das klang dann so. Rossacher: Mario montier das Hinter-
rad von dem Moped ab!  Mario: Ja Mario montiert das Hinterrad ab.
( Rossachers Lieblingsausdruck war damals: Schnapsklappe; und der des
Kameramanns: Reloading oder Kaczek check the gate! ) Und so ging das
den ganzen Tag. Um die Produktionskosten niedrig zu halten, hat er
allerdings auch schon einmal eine Blumenfrau ausgeraubt, oder als wir
Kosmetika brauchten, den Schminktisch seiner Frau geplündert. Im Grund
genommen war er aber ok, er hat nur regelmässig die Kosten für Getränke
die er besorgt hatte, zweimal kassiert. Einmal vom Besteller und einmal
vom Produktionsleiter. Ich war mit ihm auch einmal auf einem Schuttab-
ladeplatz um dort diverses Verpackungsmaterial zu deponieren. Aller-
dings war er von dort dann kaum noch weg zu bringen, weil er meinte:
Wenn ich da was herbringe, dann gehe ich nicht weg, ohne auch was mit-
zunehmen. Und er suchte stundenlang .....
   Dann gab es zum Beispiel noch einen Drehtag, wo wir eine ganze
Nacht in einem Schrebergarten am Rennbahnweg herumgestanden sind.
Alle unter den heißen Scheinwerfern, weil es so kalt war und im weiten
Umkreis kein offenes Lokal gab und nichts zu essen da war außer ein
paar Bratwürstel, die aber bis zur letzten Klappe am Morgen als
Requisiten erhalten bleiben mußten. Allerdings wurden sie auf geheim-
nisvolle Weise immer weniger. Aber bei dieser sogenannten Gartenparty
mußten die letzten Szenen ohnehin nachsynchronisiert werden, da im
Morgengrauen schon die Vögel zu zwitschern begannen und das ist eher
ungewöhnlich bei einem Fest, das laut Drehbuch nur bis Mitternacht
dauern sollte.

Wenn wir aber im Atelier Scheiderbauer drehten und es war einmal
nicht soviel zu tun, saß ich dort meistens in der Kantine bei dem
Mann, der den Kaffee kochte. Offensichtlich fiel den Leuten aber auf,
daß ich mich höchst selten für die Dreharbeiten interessierte. So
kam eines Tages der Rossacher zu mir und sagte: Warum kommst du
nicht in die Deko und schaust dir an, was wir machen? Darauf gab
ich die angeblich legendäre Antwort: Nein danke, das seh ich dann
sowieso im Fernsehen!
   An einem der letzten Drehtage hat es einmal geheißen, die
Produktion zahlt ein Mittagessen nach freier Wahl. Und der Fichten-
bauer hat sich die Speisekarte genommen und hat sich nur die Preise
angeschaut. Und dort wo das teuerste war, hat er nach links geschaut
und dort stand: Ente mit Preiselbeeren. Das hat er dann auch bestellt.
Und er hat den ganzen Vogel inklusive Preiselbeeren alleine aufge-
gessen bis ihm schlecht war. Aber bitte, wenn die Produktion zahlt.
Ich habe damals übrigens mit dem Michl zusammen die Hochzeitsplatte
für zwei gegessen. Der Kellner hat zwar etwas seltsam geschaut, aber
was solls.
   Und so gäbe es noch jede Menge Geschichten zu erzählen, aber
schließlich ging auch unsere Zeit beim Film zu Ende. Und nach der
üblichen Drehschlußparty erhielten wir am 30.Juni 78 sogar unsere
Gagen.
 
 

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