IRONISCHES KLAVIER   Arena  11.July 76 kaufen sie sich die CD - dann muß ich nicht den ganzen Scheiß abtippen

LK: Wir möchten auch unseren Beitrag zum Thema Lehrlinge in der Umwelt,
pubertäre Schwierigkeiten im Büro und in der Arbeit bringen, sowie
vielleicht heute - wir waren noch nicht da - das Lehrlingstheater
und so wie gestern, das Lehrlingstheater. Also unser Beitrag zu
vorpubertäre Schwierigkeiten in der analen Phase des Bürochefs.
MT: Ahaha ahaha ahaha ahaha ahaha ...
LK: Wer schmirgelt hier ?
MT: Ahaha ahaha ahaha ...
LK: Das Schmirgelpapier.
MT: Ahahaha ahahaha ..
LK: Wer schmirgelt dort ? Nun ist es fort. Ich glaub der schmirgelts -
LK+MT: - habens abgewirgelt.
LK: Hey Boss, 'n Indianerüberfall !
MT: Sioux, Sioux, sind nur Sioux.
LK: Bringen sie ihn durch Doktor ?
Tja, was sagt eigentlich ein Doktor auf die Frage: Bringen sie ihn
durch Doktor ?
LK+MT: Awawa awawa awawa awawa tamda tamda tam duidadam duidadam ...
(Applaus)

LK: Sehr verehrtes Publikum, wir bringen ihnen nun etwas aus unserem
synphonischen Repertoire. Ich glaube ein großer Mißstand der wiener
Folkloregruppen und Folklorebands und Pop- und Rock- und Jazzbands
besteht darin, daß sie ihr Repertoire zu eng ansetzen. D.h., daß sie
nur für verschiedenen Sparten etwas haben. Wir sehen z.B. beim ORF
da gibts für die Jüngsten und Dümmsten unter uns das Spotlight,
dann gibts für die Älteren unter uns den Seniorenclub und für die
ganz Alten, das lustige Krematorium. Wir meine Damen und Herrn und
liebe Jungen bringen ihnen jetzt aus unserem wie gesagt synphonischem
Repertoire "Die Türe". "Die Türe" ist ein sozialkritisches Stück.
Es handelt nicht um eine Liebschaft zwischen Jung und Alt oder
Alt und Jung, sondern es handelt - wie sozialkritisch - von der Homo-
sexualität. Im Laufe des Textes werden sie sehen, wie schön es ist homosexuell
zu sein.

MT+LK (singen zu Klavierbegleitung):
Die Tür, sie steht offen
Und du liegst dahinter
Ich tritt ein und was sehe ich
Ein neuer Mann, ein bessrer Mann,
ein viel schönerer und größerer und stärkerer als ich
Ah Karl Heinz
ist das also das Ende unsres Glücks ?
Den hast du dir sicherlich
beim letzten Erntedankfest aufgegabelt
Leck mich am Arsch, leck mich am Arsch, leck mich am Arsch,
leck mich am Arsch
Wir sind wieder gut.

LK: wenn sie der Typ sind, dem sich beim Bergsteigen die Nackenhaare
aus dem Hemdkragen kräuseln, dann Swipsy !
LK+MT: Und der Tag wird auch heute schön ! (gesungen)
LK: Östrogen ! Östrogen ein Tip für die Damen. Der Hammer der Woche !
Tamtatatatam ! Natürlich auf Polystar ! Tamtatatatam !
(Applaus)
LK: Nun wieder ein Abschnitt aus dem Arbeiterleben. Es ist schwer
Klosetts und Amaturen herzustellen. Wir widmen den folgenden Beitrag
allen Klosettherstellern.

MT+LK (singen zu Klavierbegleitung):
Das Infrarot Klosett mit Superantistatik
es bringt beim Scheißen auch für sie gewohnte Aromatik
mit Hypersensor Kryptotonvibrillen
schwemmt es beiseit den Kot aus allen Rillen
Hätten sie's gern so oder so
Hätten sie's gern da oder anderswo
Die Frag erhebt sich, wo kann man die Amaturen kaufen
wenn sich sogar die Leut' im Supermarkt drum raufen
Drum unser Tip: Metzlutzka's Klos sind röter
und gratis liegen extra bei verbotne Liebestöter
Hätten sie's gern so oder so
Hätten sie's gern da oder anderswo.

LK: Ein Kurzsketch nun. Es handelt sich um einen Einmannsketch. Er wird
dargebracht von mir und zeigt die Mißstände auf, die manche
ausländische Urlauber in der Sommersaison in Wien erleben.
(mit Akzent) Entschuldigen sie bitte, wie spät ist es auf ihrer Uhr ?
Herst Oida du kannst ma an rauchen !
Meine Damen und Herrn, so sollte das ganze nicht aussehen. Wenn man
freundlich ist zu den Ausländern, würde das ganze vielleicht
folgendermaßen aussehen: Entschuldigen sie bitte, wie spät ist es
auf ihrer Uhr ? Hey you old, you can me smoke one !

LK+MT (singen):
Where is the cigarette, there is the cigarette,
Where is the cigarette, there is the cigarette,
wau, wau, wau, wau, tata-tata-tata ...
(Applaus)
LK: Mit dieser musikalischen Ankündigung wird mehr oder weniger die
nächste Darbietung angekündigt und es handelt sich dabei um einen
wohl der unbekanntesten wiener Freejazz Trompeter, um Erich von
Strottheim !
MT: Applaus, Applaus, Applaus !
(Schursch tritt auf)
LK: Das ist Erich von Strottheim. Wir haben ihn in einem Keller eines
Altgebäudes im wiener siebenten Gemeindebezirk getroffen. Er spielte
damals gerade das Lied - der Name ist mir entfallen - das er schon
1919 in Philadelphia gespielt hatte. Und er vervollkommnete in
Philadelphia seine virtuose Grifftechnik und hatte den musikalischen
Klimax des Ergusses gestern erreicht. Erich von Strottheim ist
einer der wohl unbdeutendsten Wiener Freejazzmusiker und ich
möchte noch einmal Erich von Strottheim ankündigen !
(Applaus)
Ich spiele jetzt mit ihm eine Ballade, eine lyrische Ballade. Sie
trägt den romantischen Namen "Gimme your love or I will kill you"
oder auch "I'm walking in the wood", das heißt: ich walke im Wald.
Also Erich von Strottheim !
(Applaus)
Entschuldigung wirklich, das ist mir peinlich, die Noten.
MT: Dos gfollt.
(Klavier und Trompete improvisieren)

TEIL 2

LK: Ich Joschko wohn in Pusta, is schen, no gfallt. Do Grod, do Pferd,
do Brunnen mit Schaf, bläk, bläk, bim. bim. Do Hitte mit Stroh, gemitlich,
sitz, no gfollt. Und do schene Frau, Mirza. Duttel wie Melone, schen
schwer und Hifte, Mama Hifte wie Schnitzel mit Paprika und Pfeffer
und andere Sachen. Schen, brennt auf Zunde. Und finf klane, schene
Kinder. Alle von mir. Do klanstes schon mit Bort von Papa. Do is
Jösteschin, Övregin, Ödrei, Öregional und finftes is Nimmzwa is schen.
Und da spiel ma jetzt immer auf Zither a Lied. (singt)
Mirza is ma klanes Mädel
Kriegt a großen Sta auf Schädel
Was mach i, i geh zur Sani
Krieg statt Jod a Packal Pfanni
Na sog i des is net drinn
Mirza is ja net a Schwin
Brauch Leukoplast und brauch a Pflaster
Hasta la vista - jetzt wirds spanisch -
Hasta la vista - Hasta la vista
Gfollt ? Na schen.

LK: Ich werd jetzt mit dem zweiten Sänger an Boogie Woogie spielen.
Das haben die Leute gern, das swingt so richtig. (Boogie)

LK: Und als letztes Lied heute spielen wir "Das Gelbörserl".
Ich galube, wir haben für jeden was gebracht. Für die einen, für die
anderen. Jetzt spielen wir auch was für die Leute im Zylinder und
im Schwarzen Frack.  "Das Gelbörserl"
LK+MT (singen zu Klavierbegleitung):
Wo haben sie ihr Geldbörsel verloren,
sie ihr Geldbörsel verloren,
sie ihr Geldbörsel verloren,
war es denn der Typ an der Ecke ?
Was war denn drinn,
nichts oder Milionen drinn,
nichts oder Millionen drinn,
nichts oder Millionen,
was war wirklich drinn ?
(Klavier improvisiert weiter)

LK: Vielleicht könnte man jetzt das Licht im Saale dämpfen, ein bißchen
enger zusammen rücken, den letzten Whisky bestellen, ich spiele
nämlich das Chanson.
MT: Smart !
LK: Viele Leute sind an mich schon herangetreten und fragen eigentlich:
Was heißt eigentlich Chanson ? Und sie glaubten es kaum - ich habe
das Chanson erfunden.
Ja ich möchte es jetzt im Rahmen der Arena einmal beweisen,
ich habe das Chanson erfunden ! - Wieso, werden jetzt einige fragen
und werden denken, naja, jetzt jetzt hat er nichts auf Lager, Haha, da kennen
sie mich schlecht.
Ich spielte damals in einem alten Pub. Neben mir stand unser alter,
verstorbener, chinesischer Hauskoch. Der chinesische Hauskoch ist 1938
emigriert. Er war nämlich Jude und er sagte: "Massa, Massa." Das sagen
immer die Neger. Er hatte es von unserem Chauffeur. "Massa, Massa, es
ist schon so spät." Und ich sagte: es ist schon so spät ? "Ja, es ist
schon so spät."
Und ich nannte diese Komposition "Schon so spät".
Und da hatte ich eine Schwester, die hatte 1945 eine Brustamputation
und das hat sich auf die Zunge geschlagen und sie konnte nie spät
sagen. Sie sagte immer: "He Poldi, es ist schon so ä-ä-ä." Und ich
sagte: Warum sagst du nicht spät ? Und sie sagte: "ä-ä-ä ich sags ja eh."
Und so wurde aus dem Lied "Schon so spät" nur "Schon so".
Wir hatten dann einen französischen Küchenjungen, der tat die ganze
Nacht nichts anderes als auf den Gong schlagen: dinggggg - es wird
mit dem Summerton 3 Uhr morgens. Das hat er natürlich in französischem
Akzent gesagt. Und ich spielte ihm einmal das Ganze vor und er
sagte immer: "Schon so, Schoso, Chanson." Und ich dachte, warum nicht,
das Ganze wirkt dann irgendwie exotischer, so nach Mandelaugen.
Und so wurde aus dem Ganzen etwas Exotisches. Ich brachte das Ganze
dann ins swingend amerikanische und das ganze klang dann ungefähr
so: (spielt und singt)  Saudidau, saudidau, saudidau.
Ich weiß nicht was das heißt "saudidau". Der Errol Garner sagt das
immer. Ich dachte das ist vielleicht leiwand. (singt) Saudidau,
njummm - er dürfte zerebral muskelgestört sein, weil bei dem C immer
njumm (improvisiert weiter).
Und da wir ja Musiker sind und immer auf einer musikalischen
Grundform alles einepressen, kommen wir nach Art des Rondos, wieder
auf die erste und zweite Strofe zurück.
LK+MT (singen):
Wo haben sie ihr Geldbörsel verloren ...

LK: Liebe Arenabesetzer, ich danke euch für die Aufmerksamkeit und
möchte mich verabschieden. Gute Nacht.
(Applaus)
 
 

 
= 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 =
 
© 1984-2000 by HFK