Ö3 Magazin  20.März 79 - Interview mit Günter Brödl (Autor)

Interviewer: "Wem gehört der Rock'n'Roll" ist die Frage, die heute abend
im Renaissance Theater gestellt wir. So heißt nämlich das Stück, das
dort heute Premiere hat. Die Bretter, die die Welt bedeuten üben eben
auch auf Rockmusiker große Anziehungskraft aus. Man gibt sich nicht
mehr mit rauchigen Lokalen oder schmuddeligen Sälen zufrieden, der
Rock erobert einmal mehr das Theater. Und das geht ganz einfach.
Man nehme die Musik, ein Bißchen Text und auch sonst noch einige
Einfälle und mache daraus ein Musical, oder ?
Günter Brödl: Ein Musical in dem Sinn ist es nicht, es ist ein Theater. Es geht mir
darum, zu zeigen, wie eine Gruppe in Österreich Karriere bzw. nicht
Karriere machen kann, eine Rockgruppe. Zu zeigen wie aus einer Musik,
die im Keller passiert, die zur eigenen Hetz, zur eigenen Gaude
passiert Musik vom Fließband werden kann.
I: Herr Brödl, glauben sie also ist das in Österreich der Fall ?
GB: Na glaube ich schon. Es liegt auch daran, daß der Markt zu klein ist,
daß also kein Markt da ist für Rockmusik, die also etwas mehr über
dem Schlagerniveau liegt und daß also niemand das Risiko eingeht
so eine Musik zu produzieren, bis auf ganz wenige Ausnahmen.

Der Stil ist eigentlich der eines Comicstrips im Theater. So kann
man es eigentlich am ehesten sagen. Es ist also eine Mischung aus
Realismus, aus Kabaret, aus Show, zwischendurch wirds ein bißl abstrakt,
es ist auch eine Show in der Show eingebaut, wir machen uns zum Teil
auch lustig übers Theater.
I: Und was kann man kurz über die Besetzung des Stücks sagen ?
GB: Die Besetzung des Stücks setzt sich zusammen zu einem Teil aus
Schauspielern, zum anderen Teil aus jungen wiener Rockmusikern, die
also kaum, oder gar keine Theatererfahrung haben und die also jetzt
mit dieser Produktion das erste Mal Theater gespielt haben.
I: Welche Altersgruppe soll denn dieses Stück ansprechen ?
GB: Also ich habe mir vorgestellt von dreizehn aufwärts ungefähr, also
ab dem Alter, wo sich Leute anfangen für Musik zu interessieren, sich
die erste Platte kaufen, also Popmagazine lesen und so weiter und
in Konzerte gehen.

Publikumsreaktionen:
Ist einmal was anderes.
Naja aufregend kann man nicht sagen, aber es ist
besser, sagen wir so.
Ich find das viel besser, das ist nicht so fad,
wie die anderen Stücke. Ich find die richtig fad,
die sonst immer gebracht werden.

I: Das Stück heißt "Wem gehört der Rock'n'Roll" . Kommt irgendwie raus
zum Schluß als Essenz des Ganzen, wem gehört nun der Rock'n'Roll ?
GB: Nein das kommt nicht raus. Es werden einige Möglichkeiten angeboten,
wem der Rock'n'Roll gehören könnte. Also die Gruppe kehrt nach den
Erfahrungen mit der Musikbranche zum Anfang zurück und macht wieder,
so wie sie selber sagt Hausmusik. Musik für sich selber, für ihre
Freunde und reklamiert den Rock'n'Roll für sich in diesem kleinen
Kreis. Und natürlich gibt es Leute, die den Rock'n'Roll quasi
gepachtet haben, indem sie damit ein Geschäft machen, indem sie ihn
verkaufen. Wem der Rock'n'Roll nun wirklich gehört, wer weiß ?

 
= 125 | 126 =
 
© 1984-2000 by HFK