MT: Juli und August 76 haben wir dann beim Seemann Walter in seinem Lokal
am Gürtel geprobt.
RL: Ich habe im Sommer 76 im 10.Bezirk in der Davidgasse in einem Exkohlen-
keller so chaotische Sessions im Drogenrausch gemacht und es ist eigent-
lich nie viel herausgekommen. Dann ist eines Tages der Fichtenbauer ge-
kommen mit einer Bassgitarre und hat uns da ein bißchen begleitet. Er
war scheinbar so auf Talentsuche. Irgendwie muß ihm mein Geigespiel da
im Captagondelirium gefallen haben, weil ich immer nervöse, schnelle
Sachen spielen wollte. Und auf einmal sind immer mehr Leute gekommen.
Da war nicht nur der Fichtenbauer, da war auch der Helfried einmal da.
LK: Jedenfalls hat es dann geheißen, wir übersiedeln in die Abelegasse.
HK: Das war im September 76.
LK: Ja und das war eigentlich der fixe Anbeginn der Partie. Das Lokal be-
kamen wir über Fritz seinen Onkel, der nebenan eine Klavierwerkstatt
hatte.
MT: Und da sind wir dann hingegangen und dann haben wir wirklich gebaut
und gesägt und so und dann haben wir wirklich gespielt. Ich kann mich
noch genau erinnern an den Tag, das war arg. Der Schram, der Fritz und ich
waren unten und der Fritz hat mit dem Schram zum ersten Mal sein großes
Fender Piano aufgestellt. Nachdem der Raum also wirklich ausgesaugt und
reingefegt war, hat man dürfen jetzt ein Fender Piano hineinstellen und
spielen. Und der Fritz hat sich also weggeswingt und auf einmal sind von
oben zwei total, also ein total eingerauchtes Paar heruntergekommen. Die
waren irrsinnig eingeblasen und so und der Fritz hat zuerst einmal sooo
geschaut und ich habe auch sooo geschaut und habe gedacht, es wird zu
laut gewesen sein. Nur der Schram hat natürlich gleich gelacht, weil der
hat sofort gesehen: ah, die Connection im Haus des Proberaums. Und so ist
das dann auch tatsächlich weiter gegangen. Wir haben uns also mit den
Nachbarn oberhalb dann sehr gut befreundet. Aber abgsehen davon ist
dann das Proben irgendwie losgegangen. Es wurde immer gespielt und
gespielt und gespielt.
 

RL: Dann waren wir sieben eigentlich, wie ich dazugekommen bin. Da hat nur
noch die Dietlind gefehlt. Die ist dann vielleicht zwei Monate nach mir
dazugekommen. Da war schon die Abelegasse fertig. Die haben wir noch mit
dem Auto abgeholt zur ersten Probe.
MT: Da kann ich mich ganz genau erinnern. Und zwar hast du die aus der Zelt-
gasse herausgeholt. Die Dietlind hat damals bei Syndikat gespielt.
RL: Die haben dort so auf Bigband gemacht und da haben wir sie herausgeeist.
Und da war sie ja ganz fertig, wie sie zum ersten Mal die Bänder gehört
hat. Da war sie so entzückt.
MT: Jaja und du hast sie eigentlich gebracht, Du bist damals mit ihr daher-
gekommen, alle zwei im schwarzen Mantel, aus der hintersten Ecke. Und du
hast gesagt: Sie ist es! Und der Poidl hat sofort übernommen - wir haben
damals irgendsoeinen Rock'n'Roll gespielt - und hat ihr gleich einmal
als Einstieg gewisse Tanzschritte beim Saxophonspielen eingelernt und
solche Sachen. Sie war einmal gleich überlastet, aber sie war natürlich
dabei. Sie war drauf und sie hat mitgemacht.
RL: Es war am Anfang sehr eigenartig zum Geigespielen. Also so, daß du irgend-
einen wirren Lauf zum Üben vorgelegt kriegst, der aber überhaupt keinen
Zusammenhang hat, wenn du ihn so hörst. Aber dann hat sich das doch irgend-
wie eingefügt und es war eben bei jeder Nummer die angenehme Überraschung,
daß da doch ein Plan dahinter ist. Weil so hast du gedacht, das sind
nur so gymnastische Fingerübungen, oder so. Da hast du einen Lauf gekriegt
über drei Oktaven und hast ihn eh nie sauber spielen können. Vom ersten
bis zum letzten Tag nicht. Das meiste hat der Helfried ausgebrütet glaube
ich, aber die Grundgerüste waren meistens vom Poidl.
MT: Bei den Erben warst du immer schon der Mister X. Du warst
einfach der Typ, der ständig mit einer Hacke im Kopf herumgerannt ist,
oder mit einem Pfeil durchschossen war. Noch dazu hast du die nervöse
Fidel gespielt und hast lauter so Aufhänger bekommen, wie 'Der Mann aus
der Mülltonne', etc.
RL: Jaja, das hat mir gut gefallen. Mit dem habe ich mich leicht identifizieren können.
Ich habe mich sauwohl gefühlt, wenn irgendein Sacko geraucht hat
und wenn mir das Laub herausgerieselt ist. Das war schön. Es hat ja damals
in Wien glaube ich niemand Geige gespielt, zumindest in so einer Art nicht.
 

 
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