RL: Es ist schon lange her: Heute so fünf, sechs Jahre nachher sind die
Eindrücke schon auf ein paar große Bilder beschränkt. Und was so lästig
war, ich war ja der erste, der dann gekündigt hat. Das war noch vor Linz.
HK: Und warum hast du gekündigt?
RL: Das alte Programm, mit dem wir eineinhalb Jahre hausieren waren, das war
natürlich 1A. Das war das beste wahrscheinlich, was wir gemacht haben, aber
es war dann auch schon zu fad. Und neue Nummern sind dann vom Helfried
und von der Dietlind gekommen, die haben da eben so ein neues Kollektiv
irgendwo gebildet. Da war es schwer irgendwas dagegen zu sagen. Der Hel-
fried war der beste Musiker wahrscheinlich und dem hast du schwer irgend-
was vorwerfen können, oder so. Also er hat irgendwie zu viel Autorität ge-
habt und die anderen Musikstile reingebracht, die musikalisch überhaupt
nicht mehr dazu gepasst haben. Und das war nicht mehr mein Geschmack dann.
Das waren so Sessionhits, wie sie in Wien alle Partien spielen, die gerade
einen Stick geradehalten können. Und das war dann nichts mehr Besonderes
und nichts mehr Originelles und das hat mich dann angefäult.
MT: Weil es ist auf Kosten des Wahnsinns gegangen.
RL: Das war dann nur mehr: einmal soliert der Helfried und einmal der
Fichtenbauer und der Rest war technisch nicht gut genug, daß er da hätte
mithalten können. Der Schram hat zwar sauber gespielt, aber er war auch zu
einfallslos. Ich selber war glaube ich technisch auch sehr am Sand. Der
Michl hat schräg gesungen schon sehr oft, der Poidl war ja am Klavier
auch kein Krösus, aber er hat wenigstens richtig gespielt und hat mit-
gehalten. Also so aus der Sicht war es eigentlich fällig und dann diese
Verwirraktionen vom Peiritsch haben mich dann sehr verdrossen. Da wollte
ich dann irgendwo nicht mehr dabei sein.
 

RL: Ich war mit dem Peiritsch seiner Art von Management überhaupt nicht
zufrieden. Er hat immer mehr versprochen, als dann zu halten war. Aber
ich will da jetzt nach fünf Jahren nicht Schmutzwäsche waschen, aber
wenn ich jetzt gerade daran denke, da bin ich schon wieder so angefressen.
Das war auch ein Grund für mich, was ich dem Peiritsch vorgeworfen habe,
daß er mit seinem Theaterspleen das irgendwie geteilt hat. Die Hälfte von
der Partie ist nur noch herumgesessen und die paar anderen, die wollten
sich da profilieren. Ja und das war sicher auch ein großer Spalt. Es hat
den Ehrgeiz von ein paar Leuten befriedigt, aber es war nicht mehr
auszuhalten.
Es war dann auch keine Motivation mehr da, kein Ehrgeiz. Wir haben in
der Stadthalle gespielt, wo willst du denn noch spielen? Fürs Olympia
reichts eh nicht.
Es war alles erreicht, was für so eine Kapelle irgendwie zum Aus-
schlachten war. Und das Geld haben die Leute ja eh meistens wo anders
verdient, da war keiner abhängig davon.

Einen Monat vor Linz habe ich gesagt ich kündige per Linz und dann
habe ich aber doch schon vorher aufgehört. Da habe ich es gar nicht
mehr ausgehalten. Das letzte war in der 'Schönen Helena'. Da war ein
doppelter Auftritt an einem Freitag und an einem Samstag. Freitag
habe ich noch gespielt und dann habe ich mich verabschiedet.
Ich war dann noch ein, zwei Mal dabei und zwar nicht mehr als Geiger,
sondern als Tubaspieler. Ja und auf der Platte habe ich noch mitgemacht.
 

LK: Der Rüdiger ist ein Nonkonformist und ein Mensch, der das Chaos liebt.
HK: Alles was man über ihn weiß ist, daß er gelegentlich Orgeln baut, daß er
für den Wasalauf trainiert, daß er zum Polarkreis fährt um sich einzurauchen.
LK: Und daß er mit der Miss Ottakring ein Verhältnis hat.
HK: Daß er einen geteerten Geigenbogen spielt, daß er gelegentlich in eine
Kreissäge fällt und dann nur mehr Baßtuba spielt.
LK: Daß er Rum trinkt, wenn immer es einen Rum gibt, daß er sich sehr gerne
zuschüttet, daß er hin und wieder kleine Kinder schreckt, daß er sich hin
und wieder extrem faschistisch gibt und meint alle italienischen Kinder
gehören weg - ist passiert kürzlich auf einem Fest. Es macht ihm ein-
fach Spaß total das zu machen, was keiner von ihm erwartet.
Er spielt wahnsinnig gerne und tagelang DKT mit dem Bladn Sweetn.
Das schaut dann so aus, daß die Typen nach einer Probe begannen DKT zu
spielen - und es hat geheißen, am nächsten Tag um 3 ist wieder Probe -
und ich komme hin und die sitzen wirklich mit den Triefsäcken dort und
spielen noch immer DKT. Und ich habe geglaubt sie spielen schon wieder
DKT, aber es war noch immer DKT. Ja er ist dazwischen aufgestanden und
hat einen Kaffee gemacht, aber sie haben noch immer gespielt.
Und der Rüdiger steht auf die irrste Musik, die ich kenne. Er hat eine
der schönsten Plattensammlungen. Er hat Platten, da spielen nur Kontra-
bassisten ein ganzes Doppelalbum lang, oder Tenorsaxophonisten eine
Langspielplatte, oder Geige und Saxophon spielen Seemannschöre und so
Zeugs. Und dann stürzt er irrsinnig auf Windjammer ab, also alles was
mit Schiffen zu tun hat macht ihn schwach. Und eben von diesen hundert
Mann Seemannschören hat er auch x Platten. Das taugt ihm irrsinnig.
 

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