Tulln, Kulturbazar 4.Juni 77
[ Interview & Die Tür 6:11 ]RL: In Tulln, das war eine Messeveranstaltung glaube ich. Wir sind so
auf einer eineinhalb Meter hohen Bühne gestanden, riesengroß und
unten waren nur zehn besoffene Tänzer. Und für die haben wir halt
einen Höllenradau gemacht. Ich glaube siebenhundert Schilling hat
man gekriegt.
GP: In Tulln wurde mir zugesichert von dieser Dame von Radio Nieder-
österreich, die der Veranstalter des Kulturbazars waren, daß wir
ein Interview bekommen in einer Nachmittagsendung im Regional-
programm und daß angekündigt wird, daß wir da spielen am Abend. Und
das sei doch für die Promotion so toll, daß es so wenig Geld gibt.
Und der ORF hat eigentlich gar kein Geld, der existiert nur rein
zufällig. Und wir sind dann also dorthin gefahren und haben mitbe-
kommen, daß der ORF eigentlich doch mehr Geld hat als er gesagt hat.
Und das große Interview hat dann in "Sie wünschen wir spielen"
stattgefunden, das zwischen 15 und 16 Uhr für die bügelnden Haus-
frauen gemacht wurde. Und die waren damals so professionell und haben
uns sowas von überhaupt nicht ernst genommen, daß wir ihnen auf die
Frage nach Musik von uns zum einspielen nach dem Interview "Die Tür",
also die Schwulennummer hineingedrückt haben. Weil wir wollten uns
ja revanchieren für diese Bescheissung. Und sie konnten uns nicht
ausblenden in den zwei Minuten vor den Nachrichten, weil da hat genau
diese Nummer hineingepasst und sie haben nichts mehr im Leo gehabt,
weder zum Sagen noch zum Spielen. Und so haben sie volles Rohr
"Die Tür" über die Bügeleisen geschickt in Niederösterreich. Und das
hat uns ziemliche Mißstimmigkeiten und eine Disqualifikation auf
Lebenszeit eingebracht für den Tullner Kulturbazar, weil der Refrain
am Schluß lautet: Leck mich am Arsch, leck mich am Arsch, leck ...
Und dann hat das Konzert stattgefunden. Aber nach dem Konzert ist
es eigentlich erst lustig geworden, weil dann ist unser gemieteter
Bus zum Einladen verkehrt ins Zelt hineingefahren, aber bis das Zeug
drinnen war, ist weiter die ME Show Tulln abgelaufen. Alles was dort
herumgelegen ist wurde benützt und verbraten. Der Koller ist zum
Beispiel irgendwann auf dem Schaukelpferd gesessen und hat Western-
geschichten auf dem Klavier gespielt und die Ur-Show gemacht, sodaß
sich unsere eigenen Groupies - und das waren immer mindestens 20,
die da von Gig zu Gig mitgefahren sind - fast angeschifft haben vor
Lachen. Im Nachhinein habe ich dann vom ORF gehört, daß wir nicht mehr
gewünscht werden, weil das Zelt nach uns in Unordnung war und daß das
ganz furchtbar war und man sich so nicht benimmt.
LK: Na das vergessen wir.