EINE WIDMUNGEigentlich wäre sein Aufstieg ja nur in Amerika möglich gewesen, aber
trotzdem wurde sein Name ausgerechnet in Wien zum Markenzeichen.
Er begann Mitte der Siebziger, nach erfolglosen Schulversuchen (Hegelgasse)
als Schuhverkäufer (Humanic) und avancierte dann nach angeblich sehr lustigem
Wehrdienst (mit Michael Tersch) zum Bauhilfsarbeiter (er baute am ORF Zentrum
in Wien mit), wurde Drucker (hauptsächlich seiner eigenen Visitenkarten),
Lieferant einer Lackfirma, später Vertreter für Lexica, usw. In der Art ging
es weiter, bis er eines Tages jedem in seiner unnachahmlichen Art erklärte,
er wäre jetzt Schauspieler. Auch, daß er plötzlich Manager war, hat ihm sofort
jeder abgekauft. Und so entstand eines Tages der Ausdruck "Peiritsch Action".
Das heißt, er veranlasste Leute wie verrückt loszurennen, ohne daß diese wußten
wohin, brachte sie aber schließlich doch alle zusammen dorthin, wo er sie haben
wollte und alle fanden das mehr oder weniger lustig. Und genauso war das mit
Metzlutzka's Erben. Acht Verrückte sind losgestürmt, er hat sie eingeholt, ihnen
solange erklärt was los ist, bis sich keiner mehr ausgekannt hat und sie sind
trotzdem auf einen einigermaßen grünen Zweig gekommen.
Und so war das damals mit allem, was er angefangen hat. Es hat wirklich
funktioniert. Er hat jemandem stundenlang ein Loch in den Bauch geredet,
aber nach spätestens einer halben Stunde konnte sich sowieso keiner mehr darauf
konzentrieren was er sagte. Er aber redete trotzdem unbeirrt weiter, bis sein
Gegenüber kurz vor der Bewußtlosigkeit nur mehr ja und Amen sagte und er
engagiert war. Und damit hat er alles erreicht, was damals erreichbar war.
Ob das Absicht war, oder einfach nur Zufall, darüber sind die Meinungen geteilt.
Er bezeichnet das heute als gezielte Aktionen. Sicher aber ist nur, daß er
natürlich jetzt für alles plausible Erklärungen hat. Wie dem auch sei. Auf jeden
Fall war er der außergewöhnlichste österreichische Manager seiner Zeit und wäre
es wohl auch heute noch.Aber nach der Auflösung von Metzlutzka's Erben und mehreren erfolgreichen Jahren
im Ensemble Theater und anderswo und nach einer langen Durststrecke in Wien
(wo sonst ?), lebt er heute als gefragter Schauspieler, Regisseur, Leiter einer
Ballettschule und Versicherungsrepräsentant in Bayern oder Franken. Auch darüber
gehen die Meinungen auseinander.
Meine Beziehung zu ihm gestaltete sich so, daß ich am Tag, an dem ich ihn kennen-
lernte, alle seine Aussagen mit logischen Argumenten ad absurdum führte und
plötzlich seine ganze Band hinter mir stand. Da verließ er wortlos das Lokal
(Mac Donalds!)
Danach prägte ich für ihn den Ausdruck: "Return to Gußriegel!" (Das ist der Teil
des zehnten wiener Gemeindebezirks, wo er aufgewachsen ist) und gab ihm für die
nächsten Jahre Zutrittsverbot für meine Wohnung. Leo Koller pflegte seinen
(bzw. den immer in der Band vorhandenen) Unmut über ihn so zum Ausdruck zu
bringen, daß er überall hinschrieb: "Pejric jo dupe". Das ist jugoslawisch
und heißt: Peiritsch du Arsch!
Viel später war es aber auch wieder ich, der ihm das allseits bekannte GP
(TschiPi) Initial als Markenzeichen und Rufnamen verpasste. Bezeichnend ist
vielleicht auch noch, daß er mich, nachdem er die Erben schon sehr lange managte
einmal anrief und sagte: "Jetzt erklär mir endlich einmal: Was ist ein Klinken-
stecker ?"
Heute verläuft unsere Beziehung etwas friedlicher und vor allem kreativer,
wenn auch nicht ganz unproblematisch. Denn grundsätzlich ist keiner von uns
bereit irgendwelche Kompromisse einzugehen. Trotzdem lieferten wir gemeinsam
einige, wie ich glaube sehr brauchbare Aktionen.
Und wenn er nicht gestorben ist (für ein Genie ist das in Österreich leider
notwendig), oder die Polizei ihn wegen unbezahlter Strafmandate gerade wieder
eingezogen hat, dann checkt er noch heute wie ein Gestörter.
Und weil ich mir wünsche, daß das alles so verrückt weitergeht, möchte ich
gerade ihm dieses Buch widmen.
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