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Wörgl, Wühlmäuse-Solidaitätsfest   4.Feb.78

GP: Wörgl war sehr exclusiv. Der Gernot hatte endlich seinen Führerschein
gemacht und war so glücklich darüber, daß er ihn statt dem Reisepass
mitgenommen hat. Nur wir wollten alle übers deutsche Eck fahren. Dann
hat er einen Umweg machen müssen über Österreich, 80 Kilometer mehr.
Der Peda hatte für diese eher längere Reise für die Fahrer in einer
Feldflasche mit Himbeersaft acht Captagon aufgelöst, damit es an der
Grenze nur als wanderbares Österreich zu identifizieren ist. Und das
hat er dann zwangsweise jedem zu trinken gegeben, ob der wollte oder
nicht. Irgendwann in der Früh sind wir nach Wörgl gekommen und gleich
nach dem Aufbau in unsere Hotelzimmer verschwunden, nicht ohne vorher
zu sagen: Um 18 Uhr 30 wecken mit einer Speisekarte zum Bestellen
für nachher. Und genau so ist es passiert. Wie die ganz großen Musiker
sind wir geweckt worden, haben vom Bett aus bestellt und sind vom
Bett direkt auf die Bühne gegangen. Das war ein wirklich luxuriöses
Erlebnis. Nach dem Gig ist dann der Fritz unabsichtlicher Weise, aber
doch mit dem ganzen Bandbus über eine Schipiste hinunter gefahren.
FB: Wörgl war am Samstag. Und am Freitag hat der Zappa in Wien gespielt
und wir sind gleich nach dem Gig nach Wörgl abgefahren. Direkt von
der Stadthalle, wo auch alle andern hingekommen sind, die nicht beim
Zappa waren. Da war dann noch die Sache mit dem Gernot und dem Peda
mit den Captagon im Himbeersaft. Jedenfalls sind wir dann um acht
Uhr früh, nach einer durchwachten Nacht dort angekommen, haben bis zu
Mittag die Anlage aufgebaut und eine kurze Session gemacht. Wie dann
die Verantwortlichen aufgetaucht sind, ist die Band schlafen gegangen
und ich bin bei den großen Braunen sitzen geblieben, so unter dem
Motto: Ich passe auf die Anlage auf. Ich habe dann den Sigi Maron ab-
gemischt und den Heli Deinböck und irgendwelche Jazzer. Und dann hat
der Ide Hinze seine Show ablaufen lassen. Die Band wurde dann um 10
Uhr geweckt und hätte um halb 11 spielen sollen, aber der Ide Hinze
wollte nicht und nicht aufhören. Daraufhin hat der Peiritsch taktische
Aktionen unternommen, indem er planlos - scheinbar planlos - hin und
her gerannt ist. Der Ide Hinze hat das dann registriert und hat dann
auch aufgehört. Das Publikum war an und für sich den ganzen Nachmit-
tag und Abend über gelangweilt. Es hat nie irgendwas mitreissendes
gehabt, weil es waren zum Teil Dichterlesungen - ich meine der Maron
hat sie etwas aufgeheitert, aber dann ist eine Jazzpartie gekommen,
die wieder alles in der Luft zerrissen hat. Auf jeden Fall, wie der
erste Ton der Erben heruntergekommen ist, waren auf einmal die Tische
an der Seite und der Saal hat gekocht. Also wenn das nicht so ein
Stahlbetonbau gewesen wäre, wäre er auseinander gefallen. Es war publi-
kumsmässig der stärkste Gig, den ich miterlebt habe. Da ist sozusagen
total der Funken übergesprungen.
 

Ja und noch eine Anekdote dazu: Am nächsten Tag in der Früh waren
alle noch ziemlich groggy und mit hängendem Auge wurde dann schon
über Graz diskutiert. Vor allem über die einzelnen Schulden diverser
Mitglieder. Und der Gernot wollte endlich Hochtöner kaufen und der
Peiritsch hat gemeint, die Plakate für Graz müssen bezahlt werden
und er will Geld haben dafür. Und mitten hinein ist dann der Sigi
Maron geplatzt.
MT: Ja das war beim Frühstück. Er ist hereingekommen und hat gesagt:
"Ah, jetzt habe ich wieder eine leiwande Wurscht in Topf eineglegt!
Mahlzeit! Guten Morgen!" Da ist selbst dem Koller nichts mehr ein-
gefallen, weil es war schon sehr zeitig in der Früh.
LK: Das war ein guter Gig, weil die Stimmung gestimmt hat.
HA: Ja es war ziemlich leiwand.
FB: Und Wörgl war an und für sich der erste Gig, wo ich so richtig mehr
oder minder als Roadie akzeptiert wurde. Zumindestens von den
Veranstaltern.
 

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